Beton Design – „Wir haben uns einfach in Beton verliebt! Ist das schon Design?“
In Sachen Design ist es ja oft so wie in der Liebe. Da sucht und sucht man, reist oder surft weit herum, und am Ende findet man sein Glück ganz in der Nähe.
So ist es mir bei meiner Suche nach einem geeigneten Blogmotiv zum Thema Beton Design gegangen. Ich wollte ja schon lange etwas über den trendigen Werkstoff und seine Design-Qualitäten schreiben. Tatsächlich habe ich auch einiges gefunden, schließlich ist Beton Design ziemlich en vogue. Aber irgendwie hat immer irgendwo irgendwas gefehlt, das mich so richtig inspiriert hätte.
Dann kam der Sommerabend, an dem ich bei einer befreundeten Kooperations-partnerin zu Besuch war. Nach mehreren Anläufen und einigen geplatzten Terminen, wir sind beide bekannt für unser recht großes Arbeitspensum, war es endlich soweit. Um Punkt 18 Uhr stand ich vor dem Haus, das meine Freundin und ihr Lebensgefährte zusammen gebaut hatten und seit nunmehr einem knappen Jahr bewohnen. Wer nicht da war, war meine Freundin, sie hatte Verspätung. Doch das war nicht das, was mich überraschte. Vielmehr war ich echt überrascht vom Anblick des Hauses, das ich mir zugegeben so ganz anders vorgestellt hatte.
Das weiße Haus hatte mich in dem Moment als ich die Garten-Elemente aus Beton, z. B. eine Outdoor-Sitzgarnitur im Blumen-Design oder die wild bewachsenen Pflanzentröge, entdeckte. Und dann war da der Ausblick. Ich war noch mit der wunderschönen steilen Hanglage und dem freien Blick über das Trauntal bis in die Berge beschäftigt, als mich der Hausherr an der Tür begrüßte. Kurz darauf kam auch meine Freundin S. und beide begleiteten mich durch ihr Haus, das sie ganz nach ihren Vorstellungen gestaltet hatten.
Stil-Treffpunkt Beton
„Uns war von Anfang an klar, dass wir ein modernes Haus mit Flachdach und klaren Linien wollten. Dann haben wir uns in Beton verliebt und schließlich gab eines das andere.“, erzählten zwei sichtlich glückliche Hausbesitzer. Ganz fertig sei das Haus zwar noch nicht aber ein Ende schon in Sicht. Für den Hausherrn W. ist es übrigens das zweite eigene Haus. Schon das erste errichtete er nach seinen ganz persönlichen Vorstellungen, die allerdings damals völlig anders aussahen als heute. Haus Nr. 1 entsprach innen und außen einem modern-rustikalen Landhausstil und hat optisch so gar nichts mit dem neuen gemeinsam. „Als ich mich entschied, noch einmal zu bauen, sollte es einfach etwas komplett anderes sein.“, erzählte W. Eine Einstellung, welche die Frau an seiner Seite beeindruckte, denn die machte es möglich, dass sich beide geschmacklich recht schnell trafen. Beton als wichtiges Designelement war so ein Stil-Treffpunkt, wobei nicht immer alles von Anfang an durchgeplant war.
Immer wieder Beton, zufällig Design
Im Eingangsbereich fallen die raumhohen Türen auf, die den ohnedies hohen Raum noch strecken und die Türen mehr dekorativ als funktional wirken lassen. Ins Auge fällt auch der riesige Standspiegel mit verspiegelten Seitenteilen. Ich allerdings blieb bei einem weiteren Element aus Beton hängen. Diesmal in Form einer unverputzten Stiegen-Unterseite, die in diesem Rohzustand belassen, zu einer Art Schalungsplastik aus Beton wurde.
Dass das so nicht geplant war, sondern zufällig entstand, ist ein witziges Kapitel in der Entstehungsgeschichte des Hauses. Weniger zufällig waren da schon die Wahl des Bodenbelags und die Decke aus Beton. Die Entscheidung für die naturbelassene Decke fiel recht schnell, die Wahl des Bodenbelags – ein Belag für alle Räume – erforderte da schon erheblich mehr Zeitaufwand, etliche Besichtigungen und Beratungen. Diese Zweifel sieht man dem Bodenbelag, optisch wieder an Beton orientiert, nicht an. Im Gegenteil, der Belag wirkt wie aus einem Guss und das ist er auch. Basis ist eine flüssige Beton- (Zementmischung)mischung, die eingegossen und in diesem Fall geschliffen wird. Wunderbar gearbeitet, Kompliment an die ausführende Firma. „Wir sind mit dem Ergebnis super glücklich; der fast fugenlose Boden ist zwar nicht gerade unempfindlich, dafür sieht er toll aus und fühlt er sich auch barfuß angenehm weich an.“, erzählte S. Im Winter sorge die Fußbodenheizung für zusätzliche Wärme.
„Auf den Tisch kommt bei uns Beton 🙂 oder Design geht durch den Magen“
Im Wohn-Essbereich dominieren neben Beton, Naturtöne und die Farbe Weiß. Die gemütliche, unaufgeregte Sitzgarnitur ist einladend, der Hingucker im Raum ist aber eindeutig der Esstisch. Die Tischplatte serviert Betonoptik, die modernen Stühle laden trotz Schlichtheit ein zum Verweilen, was übrigens von den Gastgebern durchaus gewollt ist. Also blieb auch ich ein bisserl länger und sah mich weiter im Raum um. Mein Blick fiel auf die Beleuchtung.
Mit Kristalllüstern an Decke und Wänden gelingt ein interessanter Stilbruch, der die Design-Handschrift der beiden Raumgestalter um ein paar Schnörkel reicher macht. Wenn man am Esstisch sitzt, ist die Küche nicht weit. Genau gesagt, befindet sie sich gleich nebenan, getrennt vom Essbereich nur durch eine nach oben und beidseitig offene Mauer, die gleichzeitig als Gläserboard genutzt wird. Apropos:
Glas mag Beton und modernes Design
Ein weiterer Design-Schwerpunkt im Haus ist das Thema Glas. Großzügige Fensterfronten mit Eckverglasung sind nur eines der Glas-Highlights. In- und Outdoor wirken Glasgeländer, geschickt platzierte und teilweise extravagante Spiegel lassen Räume größer wirken. Am meisten beeindruckten mich aber die Glaselemente, die den vielen Büchern meiner Freundin S., die auch beruflich mit Worten jongliert, ein Zuhause geben. Schon im Erdgeschoss begeisterte mich das einer Schräge angepasste Glas-Bücherregal ziemlich.
Da war ich aber noch nicht im ersten Stock. Dort oben im zweiten Wohnzimmerbereich rockt eine von W. selbst entworfene Leuchte den Raum. Der „Bücherlüster“ spricht Bände und wirft ein charmantes Licht auf die Lese-Leidenschaft der Frau des Hauses. Außerdem erfüllt das selbst designte und gebaute Designobjekt eine Doppelfunktion. Es überzeugt als Lichtspender und Stauraum. Obwohl S. den Begriff „verstauen“ für Bücher nicht so mag. Vielmehr findet sie, dass die bunten Buchrücken das Design der Räume bereichern und Atmosphäre geben. Ich gebe ihr Recht.
Möbel – Weiß oder Beton?
„Ganz am Anfang der Bauphase, dachten wir über einen Esstisch komplett aus Beton nach.“, erinnerten sich meine Gastgeber. Heute dominieren in punkto Einrichtung Betonoptik und weiße Möbel – auch konstruktiv mit Edelstahl und Glas kombiniert.
Die Möbel in Betonoptik tragen vielfach wieder die Designhandschrift von W. Auf den ersten Blick hätte ich nicht gedacht, dass zum Beispiel der Tisch im oberen Wohnbereich von ihm selbst zusammengebaut wurde. Neben den originellen Möbelstücken fielen mir auch eine Vielzahl von Accessoires auf, die alle ihre eigenen Geschichten erzählen.
Beton Design – Blick ins Badezimmer
Für viele kommt das Beste immer zum Schluss. Im Falle dieses Hausrundganges überlasse ich diese Reihung ganz Ihnen. Für mich war der abschließende Blick ins Badezimmer allerdings schon ein Highlight. Dort erwarteten mich wieder eine neue Seite von Beton und tolle Kombis mit Glas. Die großformatigen Betonfliesen mit unregelmäßiger Marmorierung faszinierten mich genauso wie der runde Spiegel mit verspiegeltem Rahmen.
Das vielleicht schönste war, zu sehen, wie viel Freude meine Freundin und ihr Partner am ihrem Haus haben. Jedes Detail hat eine Geschichte, die untrennbar mit den beiden zu tun hat, und das spürt man.
Auf der Heimfahrt an Beton gedacht
Beim Wegfahren warf ich einen letzten Blick aufs Haus und auf die Beleuchtung. Dabei formulierte ich im Geiste schon die ersten Zeilen dieses Blogs zum Thema Beton: „So kann es gehen …“
Das war also mein Ausflug in die Welt von Beton, Design und Individualität. In diesem Fall zieht sich das Thema Beton durch alle Lebensräume – drinnen und draußen. Eine feine Sache, wie ich finde. Gibt es in Ihrem Wohnbereich auch ein Thema, eine Farbe, ein Material, eine Form …, das bestimmend ist oder Ihnen ganz besonders wichtig? Sie haben es vielleicht schon gemerkt, ich bin etwas neugierig, gerade wenn es um Design und Einrichten geht. Wenn Sie Lust haben, schreiben Sie mir, was Ihnen gefällt. Ich freue mich.
Bis bald
Ihre Jana
PS: Vielen Dank an S. und W. für das zur Verfügung stellen der Fotos und die Erlaubnis, über ihre Zuhause zu schreiben. Ich wünsche euch viel Freude im neuen Haus.
PPS: Für Interessierte: auf der letzten ARCHITECT@WORK Veranstaltung in Wien war Beton das Thema der Sondershow.
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