Persönliche Einladung zum Rundgang durch „ das Haus “.
Herzlich willkommen. Sie befinden sich nun in der Einleitung – also quasi im „Eingangsbereich“ – von „ das Haus – Interiors on stage“.
Dabei handelt es sich um den vielbeachteten Design-Event auf der imm cologne. Ich habe in einem meiner letzten Blogs schon kurz darüber geschrieben. 2016 wurde das Haus auf der Messe in Köln von Sebastian Herkner gestaltet und bietet ein sinnliches Erlebnis der Extraklasse, voll Farbe, Haptik und Schönheit. Kommen Sie ruhig weiter. Auf den nächsten Zeilen erwartet Sie ein optimistisches Statement für Offenheit und gegen Rückzug und Abschottung. Gelichzeitig dürfen Sie sich auf spezielle Stoffe, Licht und Farbe freuen und auf Dinge, die Geschichten erzählen und einfach schön sind. Die Tür ist auf.
Das Haus das für alle offen ist
Rückzug wird überbewertet, könnte auf einer imaginären Fußmatte als Willkommensgruß zu lesen sein. Stattdessen wird das Haus von Offenheit bewohnt. Eine Einstellung, die zum Beispiel von Barrierefreiheit, runden Formen oder Vorhängen statt Wänden getragen wird. Grenzenlosigkeit steht plötzlich im Raum, rund und ganz ohne Ecken, Hindernisse oder Verstecke. Das Haus ist zum „Teilen“ da, auf eine kompromisslose Art, wie ich finde. Was ist Ihr erster Eindruck? Mich erinnert das Haus tatsächlich, übrigens ganz im Sinne des Erfinders, irgendwie an Unendlichkeit. Aber gehen wir weiter. Es gibt ja viel zu sehen. Besichtigt und erlebt wird das Haus über einen Rundgang und verschiedene Ebenen.
Das Haus ohne Wände und aber
Achtung, ich hoffe Sie stoßen sich nicht an den Wänden! Wobei „stoßen“ ausschließlich im übertragenen Sinn gemeint ist. Denn, es gibt keine eigentlichen Wände. Das Haus setzt vielmehr auf Weichheit, Transparenz und Halb-Transparenz oder auf perforierten Durchblick. Statt Wänden bevorzugt das Haus von Herkner Vorhänge aus PVC-Folie, Industrie- oder hochwertigen Wohntextilien. Voilà.
Die Garderobe führt ins Haus
Etwas möchte Herkner wohl dann doch aus seinem Haus aussperren. Stress soll draußen bleiben. Symbolisiert wird dieser „Rausschmiss“ durch die Garderobe „Slot“. Hingucker sind zwei Spiegel, welche aufgehängte Kleidung verdecken. Wenn Sie jetzt etwas zurücktreten – noch ein bisschen bitte – dann erkennen Sie vielleicht, dass die beiden Spiegel ein übergroßes Pausenzeichen darstellen. Eine klare Ansage für den ungebetenen Gast namens Stress. Und weiter geht’s.
Haus mit „Garten“
Etwas, das mir sofort super gefallen hat, ist das Zentrum bzw. die Mitte von „das Haus“. Rund, ohne angedeutete Bedachung, übernimmt die Mittelzone die Rolle eines Gartens oder Innenhofs.
Alles dreht sich um Begegnung und Leben. Von hier aus baut sich das Haus zwiebelartig von innen nach außen auf. Besonders auffällig finde ich die großzügige Verwendung von Textilien und deren Auswahl. Neben Licht, Mustern und Leuchten fallen die frei im Raum stehenden Möbelstücke auf.
Manche stammen von Herkner selbst, manche sind ausgewählte Liebensstücke anderer Designer. Typisch für Herkner sind die Farben, die schon in den ersten Entwürfen mitgedacht werden.
Schön! Ich persönlich habe mich ein bisserl in den Lesesessel mit der geschwungenen Steh-Lampe verliebt.
Aber das Haus bietet viele tolle Plätze zum Sitzen. Was sagen Sie zum Beispiel zu den kreisförmigen Stufen, die in den „Garten“ führen. Schnell ein paar Polster platziert und schon wird aus der Treppe eine originelle Sitzlandschaft. Apropos originell:
Jedes Haus braucht einen Tisch
Dabei gilt, je schöner desto lieber. Wahrscheinlich haben Sie ihn eh schon entdeckt: Bell Table! Da muss man einfach kurz stehen bleiben und staunen. 2009 wurde der Tisch auf der Nachwuchsmesse in Mailand vorgestellt, was den Jungdesigner auf einen Schlag bekannt gemacht hat. Ich gestehe, ich möchte diesen Tisch bei mir zuhause haben, aber da muss ich wohl noch etwas sparen 😉 „Das Haus“ ist aber auch ein guter Platz für Bell Table, insbesondere weil Material hier ein Interieur-Schwerpunkt ist. Das Material ist es auch, das beim Tischdesign nicht nur überzeugt, sondern auch richtig überrascht. Herkner stellt Dinge eben gern auf den Kopf. Bei Bell Table überrascht ein mundgeblasenes Glasbein, das eine Metallplatte trägt. Erwartet hätte man eine Glasplatte auf Metallgestell, aber das Haus und vor allem der Designer sind eben anders. Überraschendes, manchmal mit Irritation, lässt Menschen innehalten. Und wenn etwas erst einmal unsere Aufmerksamkeit erregt hat, kann es gut sein, dass wir uns verlieben. In diesem Sinne halte ich Herkner für einen begnadeten Verführer. Verführerisch ist wohl auch der nächste Teil des Hauses.
Diese Küche bleibt niemals kalt
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Wir befinden uns nun in der Küche.
Sie ist an den Wohnbereich angeschlossen und verwandelt das Haus in eine Kommunikationszone.
Hier wird gekocht, gegessen und gelebt. Alles wirkt praktisch; was gebraucht wird, ist schnell zur Hand, Offenheit ist auch hier das Wohnrezept.
Lustig finde ich die klappbaren Barhocker und weil ich ein Faible für große Esstische habe, ist der Massivholz-Tisch für 10 Personen genau mein Ding. Er grenzt direkt an die Küche, was auch wieder praktisch ist, und hat Platz für viele und vieles – Freunde, Family, Feiern, Gespräche …
Natürlich würde sich der Esstisch auch mal zum Arbeiten eignen, allerdings bietet das Haus dafür eine gute Alternative. Kommen Sie bitte weiter.
Das Haus und die liebe Arbeit
Das originelle Home-Office ist im Wesentlichen ein weißer Schrank. Die Vorderfront ist ausklappbar und dient zu Bürozeiten als Schreibtisch bzw. Arbeitsplatte. Das Ganze steht auf einem Metallgestell uns sieht irgendwie einladend aus. Nach „Feierabend“ wird zugeklappt und weg ist das Büro. Was bleibt ist ein Schrank im offenen Wohnbereich. Das Haus bleibt seinem offenen Charakter eben treu.
Die beiden einzigen Bereiche, die sich nicht 100{4a1b3f777f28e70cca0cc119e396ad138676d384416970bc1c9ef6392d5ad5bb}-ig daran halten, sind …
Schlaf- und Badezimmer
Ich muss zugeben, dass ich um ein bisschen Privatsphäre in Bad- und Schlafzimmer schon ganz froh bin. Die beiden Räume brechen als semitransparenter Raumkubus aus dem Rund heraus und sorgen für ein gutes Maß an Rückzugsmöglichkeit. Auch hier spart das Haus aber nicht mit Überraschungseffekten. Der vielleicht eindrucksvollste ist die scheinbar verflieste Wand im Bad. Die „Fliesen“ sind aus Seife und sie duften auch. Ob das praktisch ist? Ich weiß nicht. Ausgefallen ist die Idee auf jeden Fall. Und sinnlich.
Was meinen Sie? Wie hat sich das Haus für Sie persönlich präsentiert? Können Sie dem Gedanken zu mehr Offenheit etwas abgewinnen? Vielleicht finden Sie ja auch die Wand aus Seife besonders interessant? Was immer das Haus bei Ihnen auslöst, ich bin neugierig darauf.
Bevor wir das Haus wieder verlassen, noch ein paar Infos zum Designer Sebastian Herkner. Der aus der fränkischen Kleinstadt Bad Mergentheim stammende Herkner studierte Industriedesign und absolvierte währenddessen ein Praktikum beim Londoner Mode-Label Stella McCartney. Von den dabei gemachten Erfahrungen, gerade was den Umgang mit Farbe und Textilien oder die Freude am Improvisieren und Überraschen betrifft, profitiert der Designer noch heute. Seit 2006 ist Herkner selbstständig. Das Studio des Jungdesigners, der außerdem Gastdozent ist, liegt in einem Offenbacher Hinterhof. Dort arbeitet der vielseitig engagierte, weitgereiste und handwerklich inspirierte Designer mit einem kleinen, multinationalen Team. Die junge Karriere wird bereits von zahlreichen Auszeichnungen, darunter der red dot design award oder der German Design Award, begleitet. Eng verbunden ist Herkner mit der imm cologne, die von Anfang an ein guter Boden für erfolgreiche und preisgekrönte Auftritte war. Der bislang letzte Köln-Auftritt: das Haus.
Warum ich mit der Vorstellung des Designers bis zum Schluss gewartet habe? Nun, ich wandle auf den Spuren Herkners und übe mich im Switchen und Überraschen. 🙂
Bis bald
Ihre Jana
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