Upcycling Design oder:
Wie etwas scheinbar Nutzloses, offensichtlich hochwertig wird.
Upcycling Design ist eine Wortkreation, die sich aus dem englischen „up“ für „nach oben“, „Recycling“ (= Wiederverwertung) und dem Begriff „Design“ zusammensetzt. Es ist schon ziemlich beeindruckend, wenn aus sogenannten Abfallstoffen durch Zutun und Zutat hoch- und neuwertige Produkte entstehen. Noch einen Tick interessanter wird es, wenn eine musikalische Komponente dazukommt. Wie das? I proudly present:
Upcycling Design aus der Musikwelt.
Der Zufall hat mir in diesem Fall in die Hände gespielt, denn über ein ganz spezielles Upcycling Design bin ich quasi gestolpert – und zwar im Facebook. Dort habe ich das „Cymbalmobiliar“ von Jungdesigner David Weber entdeckt. Ich bin ja grundsätzlich an der Arbeit von jungen Designerinnen und Designern immer interessiert, David Webers Zugang zu Upcycling Design hat mich aber in seiner Besonderheit „gepackt“.
Auf seiner Suche nach verwertbaren, nicht mehr benötigten Formen, entdeckte er die Musikinstrumente, erzählte mir David Weber. Das Feine daran: Instrumente sind ja fast immer hochqualitativ gefertigt. Schon allein deshalb öffnen sie ein breites Spektrum für Upcycling Design.
Auf der Suche nach „perfekten Rissen und Lücken“ …
Die Spezialität von David Weber in Sachen Upcycling Design ist Mobiliar, das auf ausgemusterten Schlagzeug-Becken basiert. In Verbindung mit Gießharz und weiteren Komponenten entstehen aus den Becken Möbelstücke – jedes einzelne ein Unikat! Für die Einzigartigkeit sorgen unter anderem die verschiedenen Prägungen und Formen der Beckenhersteller. Die Becken werden häufig aus Neusilber, Kupfer oder Metalllegierungen gefertigt. Durchs Bespielen entstehen Lücken, Risse und Wellen, die das Instrument unbespielbar machen – aber gleichzeitig zur idealen Form für Upcycling Design.
Edles Upcycling Design called “Cymbalmobiliar”
Zum „Cymbalmobiliar“ von David Weber zählen “Cymbalwardrobe” und “Cymbaltables”.
Während bei der Garderobe neben den Musikinstrumenten etwa auch Mistgabelstiele – für die tragende Konstruktion – oder Möbelgriffe als Hängevorrichtung für Jacken und Mäntel verwendet werden, sind die Tische rein „instrumental gebaut“. Sie entstehen aus Becken und Gießharz sowie eingearbeiteten Drumsticks und Bassgitarrensaiten.
Sowohl die Garderobe als auch die Tische sind wunderbare Beispiele für Upcycling Design. Worte wie Charakter und Charme fallen mir da sofort ein, dann so etwas wie Unikat, Virtuosität … Und es gibt noch einiges, das uns diese Möbelstücke erzählen können.
Upcycling Design powered by „Chango“
Interessiert es Sie, wie David Weber auf die Idee mit den Schlagzeug-Becken kam? Nun, der Jungdesigner ist musikbegeistert und dementsprechend auch gern mit Musikern on Tour. Bei einem Konzert sah er mit an, wie der Schlagzeuger ein Becken kaputtschlug. Ein Riss – und schon war es für die Musikwelt für immer verloren.
„Zu schade zum Wegwerfen“, dachte sich David Weber und die Idee für Upcycling Design in Form von Möbeln war geboren. Allerdings: ein Becken macht noch keine Produktgruppe. So bekommt der Upcycling Designer das Material für Tische und Garderobe von verschiedenen Bands. Eine davon ist die österreichische Psychedelic Rock Band „Chango“ aus Ebensee. Von ihr ergatterte der Designer gleich drei Stück – im Tausch gegen einen Schallplatte 😉
Ich muss zugeben, ich kannte die Band bis dato nicht. Wenn es Ihnen auch so geht, hier kommt eine Hörprobe.
Cool, finde ich. Sowie auch David Weber, der noch viele weitere interessante Designobjekte und -projekte zu bieten hat.
Vom (Mit) Upcycling Design zur Auszeichnung
Ich muss Ihnen einfach noch zwei Produkte von David Weber zeigen. Das erste, die experimentelle Sitzbank „daddy long legs“ erzielte Platz 2 beim internationalen „Wiesner und Hager“ Designwettbewerb. Die Sitzbank wurde auf der Vienna Design Week ausgestellt und prämiert. Das Besondere: die Bank weicht das herkömmliche Nebeneinandersitzen komplett auf, indem es subtile Formen des Zu- bzw. Abwendens ermöglicht. Neben den verschiedenen Positions- und Gruppierungsmöglichkeiten bietet „daddy long leg“ auch bequemen Rückhalt durch Anlehnen und Ablageflächen. Die Jury erkannte in der Bank ein ideales Ergänzungsstück zur internationalen Szenearchitektur. Ich überlege gerade so: „Das wäre doch mal eine Aufgabe für einen 3D-Drucker…“
Auch das zweite Designstück, das ich Ihnen noch zeigen möchte, ist eine Bank. Diese ist aus Buche, samt Kleiderständer und Rückenlehne. Mit der Sitzbank erzielte David Weber beim „Novum Buche Designwettbewerb I“ den Anerkennungspreis. Mir gefällt sie sehr. Besonders die organisch geformte Garderobenstange, die es optional mit Ablagefläche gibt, finde ich ebenso speziell wie attraktiv.
Ob mit Furniture- oder Upcycling Design – David Weber hat mich sehr beeindruckt. Was sagen Sie? Der gebürtige Gmundner, der heute in Wien lebt und arbeitet, ist übrigens seit 2005 in den Bereichen Produkt-, Möbel-, Interior- und Ausstellungsdesign sowie Konzeptarchitektur tätig. Nach der HTL Hallstatt für Möbelbau und Innenraumkonstruktion absolvierte der Jungdesigner das College für Design in St. Pölten.
Ich wünsche David Weber viel Erfolg in allen Bereichen und ganz besonders am Sektor Upcycling Design. Die Idee mit den Schlagzeug-Becken ist einfach nur edel und genial.
Wie gefällt Ihnen „Cymbalmobiliar“ oder überhaupt Upcycling Design? Ich bin gespannt auf Ihre Meinungen dazu! Vielleicht haben Sie ja eine Idee dazu…
Bis zum nächsten Mal
Ihre Jana
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sehr schön…. danke für den super artikel!!!
Sehr gerne David. Es hat viel Spaß gemacht, über Deine Unikate zu schreiben 🙂