Fototapete in neuem Kleid

Mein Lieblings-Revival des Jahres

Hat ein bisserl etwas von Jugenderinnerung – mein heutiger Beitrag: die Fototapete war in meiner Jugend ziemlich in. Großformatig inszenierte dramatische Sonnenuntergänge und Palmenstrände zierten damals die Wände von vielen. Dann wurde es ein wenig still um die Fototapete. Nun ist sie wieder da. Viele meinen, schöner und dekorativer denn je. Ich meine: „Auf die Fototapete, um die es jetzt gleich geht, trifft das auf jeden Fall zu! I proudly present ‚RAUMKLEID‘ powered by Eveline Sperl!“

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz

 

Eine Fototapete namens RAUMKLEID

Entdeckt habe ich das RAUMKLEID auf der imm Cologne 2017 ( https://www.raumkleid.at/ ) und seither bin ich irgendwie in meinen Eindrücken von Köln gefangen. In einem positiven Sinne, versteht sich. Die Fototapete hat mich wieder. Bevor ich aber gleich die Freude habe, Ihnen die Frau hinter RAUMKLEID in einem Gespräch vorzustellen, noch ein paar Vorabinfos:

 

Die Evolution der Fototapete

Ein RAUMKLEID ist eine Art textiles Gewirk, das großflächig bedruckt wird. Dabei handelt es sich immer um Maßanfertigungen, bei denen die Motive auf ein Wunschmaß angepasst werden.

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz

Die Fototapete, ihre Montage, Stanley und ich

Ein weiteres Markenzeichen ist die supereinfache Montage. Als erstes rollt man die Fototapete –  alias das RAUMKLEID – seitlich zusammen, und streicht die im besten Fall weiße Wand mit einem Kleber ein. RAUMKLEID bietet hierfür einen Spezialkleber mit passender Bezeichnung „RAUMKLEISTER“ an. Dann wird die Fototapete seitlich in der Kante angesetzt und oben mit einem Nägelchen fixiert. Voilà! Jetzt einfach über die Wand rollen. Sollte eine Falte auftreten, so sagt man mir, macht es nichts, da die Fototapete – anders als früher – ganz easy wieder angehoben und ausgestreift werden kann. Zum Kantenschneiden kommen das Stanleymesser, Aluplatten oder auch eine Schere zum Einsatz. Wer will, kann gern selbst montieren, das funktioniert sehr gut. Ich könnte mir vorstellen, die Montage eventuell auch den vorhandenen Partnerfirmen von RAUMKLEID zu überlassen. Oder doch selber? Ich überlege noch.

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz 

Wer sind nun die typischen RAUMKLEID-Kunden?

So eine spezielle Fototapete macht sich eigentlich überall gut. Ob an den eigenen vier Wänden, im Schaufenster, in Bars und Hotels, in Friseursalons, im Fitnessstudio … Das Potenzial ist riesengroß. Nicht zuletzt weil sich das RAUMKLEID an ihre Trägerinnen und Träger optimal anpasst. Schließlich ist es auch mit eigenen Sujets und Fotos oder im Unternehmensdesign bestellbar.

Soweit die Einführung – jetzt wird’s Zeit für ein Vier-Augen-Gespräch.

 

Im Gespräch mit der RAUMKLEIDer-Macherin oder: wie die Fototapete ein Leben verändert

Jana Ries: Liebe Eveline, Dein RAUMKLEID ist begeisternd. Darf ich ein wenig nachfragen: wie kommt man auf die Idee, die Fototapete in den Mittelpunkt der eigenen Arbeit zu stellen?

 

Wie hat das alles angefangen?

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur LinzEveline Sperl: Also, angefangen hat das wahrscheinlich schon recht früh. Ich bin aufgewachsen in einem Tischlereibetrieb und habe als Kind immer schon gern gewerkelt und gebastelt. Später ging ich dann in die Modefachschule. Heute nähe ich immer noch gern hobbymäßig und Stoffe sind irgendwie Teil meines Lebens. Sie gehören einfach zu mir.

 

Jana R.: Du warst professionelle Schneiderin?

Eveline S.: Beruflich habe ich nie als Schneiderin gearbeitet. Und auch die Fototapete rückte sozusagen erst einmal in die weite Ferne. Es hat mich vielmehr ins Büro verschlagen und mit 21 habe ich meine erste Tochter bekommen, zwei Jahre später kam meine zweite Tochter zur Welt. Die beiden sind jetzt 25 und 23 Jahre alt. Unglaublich. 

 

Jana R.: Hattest Du als Mutter noch Zeit für berufliche Entwicklung?

Eveline S.: In den ersten 8 Jahren als Mama war ich selbständig – im Dekobereich – und arbeitete nebenbei in einer Modeboutique. Danach wollte ich mich wieder mehr beruflich engagieren, hatte aber irgendwie den Faden bzw. den Plan verloren. Computertechnisch war ich ja auch nicht mehr Up to date …

 Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz

Jana R.: die Fototapete immer noch in der Ferne?

Eveline S.: (lacht) ja, aber dann – es war an einem Sonntagmorgen 2008, ich saß mit der Zeitung beim Frühstück als mir eine Stellenanzeige ins Auge sprang: ‚EinrichtungsberaterIn bei „Ligne Roset“ gesucht‘ oder so ähnlich.

 

Jana R.: jetzt kommen wir der Fototapete schon näher…

Eveline S.: Obwohl ich den schönen Shop in der Welser Bahnhofcity noch gar nicht kannte, habe ich mich spontan beworben. Eine Eingebung. Ich kann mich erinnern, dass meine Bewerbung bzw. mein Lebenslauf recht unprofessionell waren. Ich erzählte einfach von mir, dass ich mich privat mit Einrichtung beschäftige, leidenschaftlich gern male und mein Haus selbst geplant habe. Vielleicht machte genau dieser unbedarfte Zugang den Geschäftsführer neugierig? Jedenfalls lud er mich zum Vorstellungsgespräch ein.

 

Jana R.: Kluger Mann!

Eveline S.: Für mich jedenfalls perfekt. Ich holte mir noch ein paar Ezzys von meinem Bruder, der gerade Architektur studierte, und stellte mich vor. Dem Geschäftsführer sei Dank – er glaubte an mich und ich bekam den Job. Es war eine gute Zeit – nach einer raschen Einarbeitungsphase, plante ich dann sogar den neuen Schauraum der Firma Maschik, zu der ‚Linge Roset‘ damals gehörte.

 

Jana R.: Klingt nach einer erfolgreichen Berufslaufbahn.

Eveline S.: Ja, aber irgendwie sehnte ich mich immer nach mehr. Mir schwebten Gesamtkonzepte vor, die sich an den Budgetmöglichkeiten der Kundinnen und Kunden orientieren sollten und gegebenenfalls bestehendes Mobiliar miteinbezogen. Bis heute bin ich überzeugt, dass nicht alle Raumsituationen teure Marken benötigen. Außerdem bin ich jemand, der nicht gerne ‚alles neu‘ macht, weil ‚rigoros neu‘ oft auf Kosten von Individualität und persönlichen Geschichten geht.

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz 

Jana R.: Schön langsam klingt auch die Fototapete in deinen Worten durch, oder?

Eveline S.: Zumindest habe ich mich 2014 entschlossen, mich selbständig zu machen. Das hieß dann, drei Jahre Homeoffice im ehemaligen Kinderzimmer meiner älteren Tochter, erst einmal keine Homepage, selbstgebastelte Visitenkarten, dafür aber von Beginn an ein volles Auftragsbuch durch Mundpropaganda.

 

Jana R.: Was zeichnete die heutige Mrs. RAUMKLEID damals aus?

Eveline S.: Meine Spezialität war, aus 0815 Grundrissen für Neubauten, spannende Raumaufteilungen zu kreieren.  Unzählige Grundrisskonzepte mit noch mehr Einrichtungsideen mündeten in meine gewohnten händischen Skizzen. So wie es sich auch heute in meinen Fototapeten zeigt, war ich immer auf der Suche nach besonderen Ideen.

Und so kam dann auch letztlich die Fototapete ins Spiel. Ich suchte für einen Kunden eine spezielle Wandgestaltung. Eine coole Tapete in Betonoptik sollte es werden. Meine Recherchen gestalteten sich mühsam, da es noch vor drei Jahren kaum entsprechende Händler gab.  Schließlich fand ich eine Fototapete, musste sie allerdings beim Großhändler sehr teuer einkaufen.

 

Jana R.: Der Startschuss für RAUMKLEID und Deine Interpretation der Fototapete?

Eveline S.: Da ich immer mit Stoffen zu tun hatte, kam ich auf die Idee, große Stoffbahnen bedrucken zu lassen und diese für Wandgestaltungen zu verwenden.

Nach einigen Versuchen war dann schlussendlich meine Marke geboren: eine Robe für die Wand, aus Stoff, leicht anzubringen, leicht abzuziehen, waschbar und wiederverwendbar. Der Name RAUMKLEID war dann fast logisch, ich kreiere ja tatsächlich für jede Wand ein perfektes Kleid.

 Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz

Jana R.: Und wie sah es damals mit den eigenen Wänden der Frau aus, die sich so genial um die Wände der anderen kümmert? 

Eveline S.: Na ja, anfangs arbeitete ich im Homeoffice weiter – natürlich mit dem Wunsch auch in Sachen Location den nächsten Schritt zu gehen. Während sich das Konzept mit Fototapete weiterentwickelte, war ich auf Location-Suche und wurde in der alten Stadtpassage in Wels fündig. Der Zustand war schlecht, was wieder meine handwerklichen Instinkte weckte. So renovierte ich drei Monate lang, meinem Prinzip ‚Low Budget‘ treu bleibend, mein eigenes Geschäft, das davor sieben Jahre leer stand und wieder davor vom Friseur bis zum Tattoo-Studio alles beherbergte. Keine einzige Oberfläche blieb wie sie war.

 

Jana R.: Low Budget ist neben der Fototapete heute noch Dein Thema?

Eveline S.: Ja schon. Unter anderem liebe ich es, mit einfachsten Mitteln coole Designs zu schaffen. Bei mir im Büro dient zum Beispiel ein alter Niro-Weidling (große Salatschüssel) als Waschbecken. Fliesenkleber-Reste geben meinem neuen schwarzen Wandanstrich Struktur. Außerdem habe ich Ziegelwände und den alten Fliesenboden freigelegt. (Anmerkung der Red.: Das Gebäude war einmal der Pferdeunterstellplatz der Polizeikutschen.) Und ganz klar: an die Wand kam ein großes RAUMKLEID.

 

Jana Ries: War die neue Location ein Meilenstein auf Deinem Weg mit RAUMKLEID?

Eveline S.: Bei der Eröffnung wurde mir bewusst, dass es möglich ist, mein ‚Baby‘ bekannter zu machen und mit dem Markenaufbau zu beginnen. Die Fototapete sollte zum RAUMKLEID werden.

Schön war, dass viele Welser Innenstadt-Geschäfte auf RAUMKLEID und die Möglichkeiten der ‚neuen‘ Fototapete aufmerksam wurden. So konnte man schnell in vielen Shops RAUMKLEID-Inszenierungen sehen. Wenn ich sie nennen darf: zum Beispiel im Cafe Traunzeit, im Fashioncafe, bei Valerie Skandinavien Fashion, bei Selendi – Die Mode, bei Gangart, beim Friseur Durstmüller …

 

Jana R.: Seit wann gibt’s es Dein RAUMKLEID-Geschäft jetzt?

Eveline S. Seit eineinhalb Jahren und ich bin superhappy, dass derzeit viele Dinge passieren, die ich mir nie zu wünschen gewagt hätte. Einige namhafte Händler am Einrichtungssektor in Österreich und Deutschland arbeiten mit RAUMKLEID, Hotelarchitekten entdecken die Vorzüge meiner modernen Fototapete … Gerade Hotels brauchen ja immer wieder einmal einen neuen Look – muss ich noch mehr sagen?

 

Jana R.: Und dann war ja da auch die imm cologne?

Eveline S.: Genau, ich durfte 2017 auf der imm in Köln auftreten. Aber auch auf anderen großen Messen, wie bei der ‚Wohnen & Interior Wien‘, hatte ich Gelegenheit mit einem namhaften Polstermöbelhersteller als Subunternehmer auszustellen. Der Auftritt in Köln war etwas Besonderes. Die auf 80 m2 gezeigte Industriehalle fand unter anderem bei sehr vielen Möbelfachleuten Anklang. Es folgten Interviews für Zeitschriften, das Radio hat sich bei mir gemeldet, genauso wie private TV-Sender …, alles Dinge, die ich so natürlich niemals planen hätte können.

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz 

Jana R.: (schmunzelt) Und jetzt das Interview hier für meinen Blogg!

Eveline S.: Ja genau. Auch wir haben uns über die Messe in Köln kennengelernt. 😊 Fein.

 

Jana. R.: Spaß beiseite. Wieviel Zeit lässt Dir die geniale Fototapete namens RAUMKLEID noch zum Planen etc.?

Eveline S.: Ehrlich? Für Planung und Ideenfindung habe ich momentan weniger Zeit. Zu sehr ist mein Tagesgeschäft von RAUMKLEID geprägt. Dennoch kreiere ich immer noch Einrichtungskonzepte – speziell für Geschäfte. Ein aktuelles Projekt läuft für ein Café in Linz. Mein Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf RAUMKLEID – auf Visualisierungen und dem Finden von maßgeschneiderten Motiven für die jeweiligen Räume.

 

Jana R.: Wann ist ein Motiv auf einer Fototapete perfekt?

Eveline S.: Wenn es für die ganz spezielle Wirkung sorgt, die sich mein Kunde bzw. meine Kundin wünscht oder die der Raum ‚verlangt‘.  Dabei geht’s um Tiefenwirkung, Dynamik, um Beruhigung oder einfach um einen coolen Look. Ich liebe meine Arbeit und bin noch sehr gespannt, wo sie mich hinführt 😉

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz

 

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz 

Jana R.: Hast Du ein paar Gründer-Tipps für uns andere?

Eveline S.: Für mich ist der erste wichtige Schritt ein Businessplan, der aber unbedingt auch einen Plan B und einen Plan C enthalten sollte. Bei mir wurde aus Pan B dann D und aus Plan C wurde E…  Zur Erklärung: mein Plan D sind die Leistungen, die ich für Werbeagenturen biete. Das sind Scribbles für Katalogrenderings. Oder Fotoset-Stylings für Markenkataloge.

 

Jana R.: Jetzt interessiert mich natürlich noch das Einzigartige von RAUMKLEID – was macht Deine Arbeit aus?

Eveline S.: Oh, über sich selbst zu sprechen, ist gar nicht so einfach. Ich höre oft von anderen, dass mein Laden gut und gern in Berlin sein könnte, weil er nicht den typisch „österreichischen“ Möbelstil präsentiert. Das sollen andere beurteilen. Ich mag es jedenfalls, Dinge zu mixen, Purismus trifft bei mir auf Ursprüngliches, Derbes auf Industrielles usw. Ist die Hülle sehr puristisch, wie z.B. in modernen Häusern, plane ich gerne urige Dinge und Motive ein. Künstlerisch spannend finde ich seit jeher den skandinavischen Stil und dann lege ich ab und zu bei Möbelstücken selber Hand an. Etwa lasse ich einen Tisch als „Rohling“ vom Tischler anfertigen und verpasse ihm dann eine einzigartige Lasur in mehreren Lagen. Man könnte vielleicht sagen: ‚Stile zu brechen, ist meine Handschrift.‘  Herkömmliches wirkt auf mich schnell langweilig und lässt Individualität vermissen. Das mag ich nicht.

 

Jana R.: Eine Frage noch – schaffst Du das alles alleine?

Eveline S: Mittlerweile habe ich bei allem was ich tue eine sehr große Hilfe!  Dafür bin ich unendlich dankbar. Mein Schatz und Lebenspartner, meine Jugend- oder besser gesagt meine Kinderliebe, ist glücklicherweise wieder in mein Leben getreten. Seit eineinhalb Jahren sind wir privat und auch beruflich ein perfektes Team. Dies erleichtert vieles. Wir werkeln zwar beide selbständig auf völlig verschiedenen Ebenen, aber folgen sozusagen einem roten Faden, der sich aus gegenseitiger Unterstützung, dem Festhalten an Zukunftsplänen und dem Kreieren neuer Ideen zusammensetzt.

Fototapete - Ries ProDesign – DI Jana Ries - Innenarchitektur Linz

Jana R.: Tausend Dank fürs Befüllen Deiner ganz persönlichen – in diesem Fall verbalisierten – Fototapete. Es war unglaublich spannend, Dir zuzuhören.

 

Und weil dem (fast) nichts mehr hinzuzufügen ist, schließe ich meinen Beitrag auch an dieser Stelle.

Ich hoffe, Sie gehen aus diesen Zeilen bereichert heraus. Die innovative Fototapete von Eveline Sperl bzw. ihre RAUMKLEID-Idee haben jedenfalls viel zu geben.

Ich wünsche Ihnen ein paar herrliche Sommertage mit vielen Motiven für Ihre persönliche Fototapete.

Ihre Jana

 

PS Sommerlektüre gesucht? Gefunden: http://www.wandgestaltung24.com/ Weils wunderbar passt und zeigt, was man sonst noch alles mit den Wänden seines Lebens anstellen kann. Gute Lesereise im www.

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