Terrassendielen – oder worauf stehen wir?
Wenn ein Sommer sich präsentiert wie dieser, mit vielen Tagen weit über 30 Grad, bekommt das Thema Wohnen im Freien noch einmal einen ganz neuen Stellenwert. Ohnedies schon recht weit verbreitet, genießen Terrassen und Co dieser Tage selten bis nie dagewesene Beliebtheit. Wir stehen einfach drauf. Ich möchte heute aber der Frage nachgehen, worauf stehen wir denn wirklich? Also habe ich mir die Terrassendielen des Landes einmal näher angesehen. Dabei bin ich drauf gekommen, dass es einer wie mir, die es sonst recht gern rauf auf die Berge zieht, richtig gut tut, schönen Boden unter den Füßen zu spüren. Und auf noch etwas bin ich gekommen: es gibt bei Terrassendielen in Wesentlichen zwei „Fronten“ – die „Holzfront“ und die „WPC-Front“. Die nächsten Zeilen widmen sich daher folgenden Punkten:
1 „Janapedia“: Was heißt WPC
Bevor ich auf die materiellen Möglichkeiten bei Terrassendielen näher eingehen werde, für alle, die sich nicht ganz sicher sind, eine kleine WPC-Definition:
WPC – also Wood-Plastic-Composite, auf Deutsch Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe – werden aus Holzanteilen, Kunststoffen und Additiven hergestellt. Der Holzanteil, üblicherweise Holzmehl, kann bis zu 75 {4a1b3f777f28e70cca0cc119e396ad138676d384416970bc1c9ef6392d5ad5bb} betragen. Die Verarbeitung zu Terrassendielen erfolgt zumeist in modernen Kunststoffverfahrenstechniken. Zu diesen zählen Extrusion, Spritzgießen oder Rotationsguss. Mit Presstechnik wird auch noch im sogenannten Thermoformverfahren hergestellt.
Den WPC-Böden gegenüber stehen Terrassendielen aus 100 {4a1b3f777f28e70cca0cc119e396ad138676d384416970bc1c9ef6392d5ad5bb} Naturmaterial Holz. Soweit so gut. Aber letztlich entscheiden Sie, wir, die Kundinnen und Kunden, worauf in den neuen Outdoor-Wohnzimmern genannt Terrassen gestanden, gesessen oder gelegen wird. Ich habe mich umgehört:
2 Was Terrassendielen-Kundinnen und -Kunden wollen?
Machen Sie mit mir den Test: Sind Sie eher der WPC- oder der Holz-Typ? Zur Beantwortung bitte einfach weiterlesen. Dort, wo Sie die meisten Übereinstimmungen finden, liegt Ihre Präferenz. Lost geht’s:
Wer eher zu WPC tendiert, wünscht sich von seinen Terrassendielen beständige Farbe, wenig Arbeit mit der Pflege und – besonders wichtig, wenn Kinder die Terrasse nutzen – keine lästigen Schiefer-Probleme! WPC erfüllt all diese Wünsche, was schon ein, zwei, drei starke Argumente für diesen Belag darstellt. Damit ist aber noch längst nicht Schluss mit typischen WPC-Vorzügen. Da wären noch Robustheit und „Immunität“ gegen Insekten. Die kleinen Tierchen können diesen Terrassendielen genauso wenig anhaben, wie Wind und Wetter.
Apropos Wetter, WPC ist auch bei Nässe rutschfest. Eine tolle Eigenschaft wenn es geregnet hat oder ein Pool, eine Dusche oder ein Planschbecken in der Nähe sind. Aber Vorsicht, nicht in jedem Fall ist auf die absolute Rutschfestigkeit zu vertrauen. Bei gleichzeitiger Verschmutzung und Nässe gibt es sie durchaus auch bei WPC, die Rutschgefahr! Da schwindet dann der Unterschied zum Echtholz-Belag.
Einen Nachteil, wenn Sie so wollen, kann auch ein heißer Sommer wie der heurige bringen. Der Kunststoffanteil im WPC verursacht bei intensivem Sonnenschein eine doch deutliche Erwärmung der Terrassendielen. Es gilt die allgemeine Regel: je dunkler die Farbe, desto heißer der Boden.
Richtig ins Schwärmen kommen WPC-Fans hingegen gern, wenn es um die Langlebigkeit und die 100{4a1b3f777f28e70cca0cc119e396ad138676d384416970bc1c9ef6392d5ad5bb}ige Wiederverwertbarkeit geht.
Sind freitragende Konstruktionen aus WPC möglich? Die klare Antwort auf diese Frage heißt eindeutig: Nein!
Von der robusten Art habe ich schon geschrieben; dazu möchte ich noch ergänzen, dass WPC-Terrassendielen durchaus auch spielzeugtauglich sind! Ebenfalls ein nicht unerheblicher Pluspunkt, zumal nicht nur Kinder zum Spielen im Freien neigen J. Die vielleicht höchste Stufe des Spiels später auch Hobby genannt ist das Heimwerken. Bitte verzeihen Sie mir diese etwas freche Überleitung, aber auch beim selber Verlegen der Terrassendielen sammelt WPC dank perfekter Systemkonstruktion mit Zubehör wertvolle Pluspunkte. Eine Empfehlung: Lesen Sie unbedingt die Bauanleitung und setzen Sie auf absolute Systemtreue für Unterkonstruktion, Befestigungsmaterial und Oberfläche. Warum? Es gibt viele Erzeuger und noch mehr Produkte am Markt, die untereinander nicht kompatibel sind. Diese Vielfalt macht, zugegeben, die Produktwahl nicht eben einfach. WPC ist nicht gleich WPC. Es lohnt sich also in jedem Fall, einen Experten zu Rate zu ziehen.
Mit guter Beratung spricht aber doch einiges für WPC-Terrassendielen. Bevor Sie jetzt sagen, ja doch, ich bin ein typischer WPC-Fan, bitte machen Sie noch den Holztest mit mir:
Wer das Echte über alles liebt und dafür auch schon mal ein paar Dinge in Kauf nimmt, wird sich für Holz pur entscheiden. „In Kauf nehmen“ ist für Massiv- bzw. Naturholzfreunde wahrscheinlich sowieso nicht der passende Begriff. Nehmen wir zum Beispiel das Ergrauen der Terrassendielen aus Holz oder ihre Neigung zum Verziehen. Beides wird der echte Holzfan gern sehen und er wird sich weiters nicht an Rissen stören. Schließlich sind Rissbildungen an der Oberfläche und an den Enden eine Folge des natürlichen Quellens und Schwindens von Holz.
Typische Erscheinungen bei Massivholz sind auch raue Stellen oder Löcher von Insekten, die nur im Frischholz vorkommen. Natürliche Farbdifferenzen gibt es auch. Sie sind durchaus reizvoll, beleben sie doch das Erscheinungsbild der Flächen.
Allerdings: bei weniger dauerhaften Holzklassen lässt sich die Tendenz zu Schiefern nicht abstreiten. Für viele Holzfreunde nicht mehr als eine Einstellungssache, dafür ist Echtholz eben echt natürlich und zum Auswählen gibt es auch so einiges. Ich finde ja schon, dass Echtheit und große Auswahl durchaus gute Fürsprecher sind. Was meinen Sie? Haben Sie schon eine Tendenz?
2.1 Oh Tanne…, Eiche, Douglasie, Bangkirai …
Bei der Auswahl des Holzes für Terrassendielen, ginge es um die prognostizierte Lebensdauer und um die mehrfach erwähnte Schieferneigung, sagen Holzexperten. Ich habe mich umgehört und erfahren, dass es für die Langlebigkeit bei Holz eine Klassifizierung nach Schulnoten gibt. Während Bestnoten, sprich die Einser, praktisch nur für Tropenhölzer reserviert sind, dümpeln Fichte und Tanne bei einem Vierer herum. Wie heißen also die Einserkandidaten? Da wäre einmal C wie Cumaru oder M wie Massaranduba. Noch nie gehört? Mir waren diese Namen auch neu, ein anderes Tropenholz hingegen ist da schon bekannter: Teak. Den Einser gibt’s allerdings auch wieder nur für Teakholz, das in Freiheit, also wild, in Burma wächst. Teak aus Plantagen schafft nur ein Befriedigend, was so viel heißt wie mäßig dauerhaft, und reiht sich zum Beispiel bei der Sibirischen Lärche (Note 2 bis 3) oder bei der Douglasie (Note 3) ein. Bangkirai, Eiche und Thermoholz erhalten für Langlebigkeit ein bemerkenswertes Gut, also Note 2. Die europäische Lärche, die auch immer wieder im Zusammenhang mit Terrassendielen Erwähnung findet, wird mit 3 – 4 benotet und teilt sich dieses Ergebnis mit der Kiefer. Mit einem glatten Fünfer durchgefallen sind eigentlich alle sogenannten Splintholzarten. (Exkurs zu „Janapedia“ 🙂: Splintholz. Junges Holz im Baumstamm. Die Kapillaren leiten Wasser und Nährsalze in die Baumkrone und speichern Zucker und Stärke.)
Interessant ist jetzt natürlich, was die Noten übersetzt in Jahre bedeuten. Nun, die Note 1 bringt eine Lebensdauer von über 25 Jahren, eine Fünf lässt sich dagegen mit nur 2-5 Jahren übersetzen.
3 Was heißt hier Thermoholz?
Was tut eine Terrassendiele nicht alles für bessere Noten! „Nachhilfe“ in Sachen Benotung für Langlebigkeit von heimischen Hölzern bietet die sogenannte Thermobehandlung. Von Thermoholz spricht man dann, wenn Schnittholz 50 bis 80 Stunden lang kontrolliert auf bis zu 230 °C erwärmt wird. In speziellen Hochtemperatur-Anlagen wird der Zellaufbau des Holzes durch Zufuhr von Wärme und Feuchtigkeit so verändert, dass es zu einer starken Einschränkung der Wasseraufnahmefähigkeit des Holzes kommt. Das wiederum bewirkt eine deutliche Verbesserung von Langlebigkeit und Witterungsbeständigkeit. Auch schützt die Behandlung, die übrigens ganz ohne Chemie auskommt, die künftigen Terrassendielen vor Pilzen und Fäulnis. Das Quell- und Schwindverhalten wird weniger, Harzaustritte fallen weg, es gibt viel weniger Schiefer, dafür verbessert sich die Wärmedämmung. Terrassendielen aus Thermoholz sind farblich eher dunkel und fühlen sich samtig an. Die Top-Vorteile liegen aber eindeutig bei der verbesserten Langlebigkeit; je nach Holzart bringt die thermische Behandlung mindestens eine bis zwei Klassen. Nach Adam Riese ergibt das dann schon einen Zugewinn um mehr als ein paar Jährchen. Neben der Haltbarkeit verbessern sich dank Thermobehandlung auch die Dimensionsstabilität oder die Wassertauglichkeit bzw. die Einsetzbarkeit in Nassbereichen zum Beispiel am Poolrand. Wie immer gilt auch hier, kein Vorteil ohne Nachteil bzw. Einschränkung. Terrassendielen aus Thermoholz sind etwa für freitragende Baukonstruktionen nicht erlaubt, da durch die Hitzebehandlung Rohdichte, Elastizität und Biegefestigkeit abnehmen und Bruchgefahr droht.
4 Holzauge sei wachsam I – Umwelt- Artenschutz und Co
Wir sind immer noch bei Holz. Selbst ein nachwachsendes Naturmaterial wie Holz muss unbedingt geschützt werden. Sagt Ihnen in diesem Zusammenhang der Begriff PEFC-Zertifizierung etwas? PEFC ist eine internationale Organisation zur Förderung von nachhaltiger Waldbewirtschaftung und das größte Zertifizierungssystem in Sachen Holz. Bitte achten Sie daher unbedingt auf das PEFC-Siegel. Dahinter steckt das wichtige „Programm zur Anerkennung von Forstzertifizierungssystemen“. Das Siegel auf dem Holz für Ihre Terrassendielen sichert den Erhalt der Artenvielfalt. Es bestätigt, dass immer mehr Bäume angepflanzt als in den Wäldern gerodet werden.
Ein weiteres Umweltzertifikat trägt die Buchstaben FSC für Forest Stewardship Council. Ziel des Councils ist der Erhalt von Wäldern für nachkommende Generationen. Zu diesem Zweck wurden eigene FSC-Standards für verantwortungsvolle Waldwirtschaft entwickelt. Das Zauberwort bei FSC heißt Nachvollziehbarkeit. So muss zertifiziertes Holz-Material während des gesamten Verarbeitungsprozesses bis zum Endprodukt identifizierbar sein. Das bedingt, dass auch verarbeitende Betriebe zertifiziert sein müssen. Nur wenn ein Betrieb über ein FSC-Zertifikat verfügt, kann und darf das Endprodukt mit einem FSC-Siegel gekennzeichnet bzw. ausgezeichnet werden. Achten Sie doch beim nächsten Terrassendielen-Einkauf darauf? Die Umwelt und der Artenschutz danken es Ihnen garantiert.
Was ist nun mit den vielbesagten Transportwegen, fragen Sie? Völlig zu Recht natürlich, denn Nachhaltigkeit und die endlos langen Wege sind in einer globalisierten Welt untrennbar und problematisch mit einander verbunden.
Um die Größe des CO²-Fußabdrucks zu bestimmen, gilt es außerdem immer beides, die Lebensdauer und den Transport in Kombination, abzuwägen. Und außerdem: Längst nicht alles, was heimisch klingt, ist auch tatsächlich naheliegend. So zum Beispiel hat die Lärche unserer Breiten eine eher bescheidene Benotung in Sachen Langlebigkeit, nämlich 3 – 4. Da klingen die Noten (2 – 3) für die sibirische Lärche doch gleich viel besser. Und Lärche hört sich einfach vertraut, um nicht zu sagen fast heimisch an. Der Transportweg für sibirische Lärchen ist aber in Wahrheit mit dem von Teakholz aus Burma vergleichbar und dementsprechend laaaang. Zur Erinnerung, Teak wird mit einer glatten Lebensdauer-1 bewertet. Das lasse ich einfach mal so stehen.
5 Holzauge sei wachsam II – Pflege von Holzböden
Immer ein Thema bei der Auswahl von Terrassendielen: die Pflege. Wobei eines schon vorweg gesagt sei: WPC ist pflegeleicht. Wie sieht es aber mit Holz-Terrassendielen aus? Nun, beim 100{4a1b3f777f28e70cca0cc119e396ad138676d384416970bc1c9ef6392d5ad5bb}igen Naturprodukt gibt es schon ein paar wissenswerte Tipps für die Pflege und Haltbarkeit:
Wie so oft werden die Voraussetzungen für längere Haltbarkeit bzw. lang anhaltende Produktschönheit schon im Vorfeld, hier konkret beim Aufbau, gelegt. Terrassendielen aus Holz lieben und brauchen einen stabilen, ebenen und tragfähigen Untergrund. Dann sollte die Aufmerksamt voll auf den Dimensionen bei der Unterkonstruktion liegen; dabei geht es u. a. um die passenden Abstände je nachdem wie stark die Terrassendielen sind. Immer wichtig ist auch das optimale Ablaufen von Wasser. Das erreichen Sie durch leichtes Abfallen der Dielen in Profilrichtung. So – jetzt geht es darum, die Terrassendielen mit entsprechenden Abständen mit der Unterkonstruktion zu verbinden. Dazu eignen sich ausschließlich Edelstahlschrauben.
Können Sie sich noch an die oben erwähnte typische Rissbildung bei Terrassendielen aus Holz erinnern? Da bietet es sich vorbeugend an, die Bretter stirnseitig zu versiegeln.
Wäre dann noch der Regen. Er bewirkt bei vielen Hartholzarten das Auswaschen von Holzinhaltstoffen oder das Ablösen von Schmutz an der Oberfläche. Dieser Schmutz kann dann auf andere Bauteile der Konstruktion übergreifen. Schutz vor Regenschäden wie diesen bietet zum Beispiel eine kontrollierte Entwässerung. Mit Staunässe ist es auch so eine Sache – am besten ist es, sie erst gar nicht aufkommen zu lassen. Das gelingt mit Gummi-Auflagepunkten oder mit einer Matte. Ach ja, im Winter heißt es natürlich, Schnee weg von den Terrassendielen!
Bis jetzt ging es ja hauptsächlich um bauliche Maßnahmen. Nun greifen wir aber richtig zum Besen – am besten mehrmals jährlich. Dabei sollte der Besen hart sein, damit die Terrassendielen auch wirklich gut gekehrt werden. Sie haben schon einmal gesehen, wie Hartholzterrassen mit einem Hochdruckreiniger geputzt wurden? Und ja, tatsächlich, das geht – aber bitte vorsichtig abstrahlen und nur reines Wasser verwenden! Immer gut ist ein kleiner Testlauf an einer uneinsichtigen Stelle.
Zum Schluss noch ein kleiner Hinweis zum Thema Flecken 🙂 es kommt auch beim Transport schon mal zum einen oder anderen Wasserfleck – solche transportbedingten Flecken verschwinden meist recht schnell von ganz alleine wieder.
So, damit bin ich mit meinen kleinen Weisheiten zu Terrassendielen auch schon am Ende. Umso neugieriger bin ich, wozu Sie jetzt tendieren. Sind Sie eher der Holz-Typ oder doch der WPC-Typ?
In jedem Fall lohnt es sich, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Da habe ich natürlich auch einen Tipp für Sie: Herrn Markus Thurnhofer, seines Zeichens Abteilungsleiter für Holz im Garten im Terrassenstudio Keplinger in Traun. Sie können Herrn Thurnhofer per E-Mail an thurnhofer@keplinger.at oder telefonisch 07229/73631544 kontaktieren oder Sie schauen einfach bei ihm im Studio vorbei. Die Adresse: Egger-Lienz-Straße 12, 4050 Traun.
Ich persönlich vertraue gern auf seine Terrassendielen-Expertise. Vielleicht haben Sie aber auch schon persönliche Erfahrungen mit den verschiedenen Böden. Dann freue ich mich, wenn Sie mir diese mitteilen! Einfach unten kommentieren oder eine E-Mail an jana@ries-prodesign.com schicken. Ich sage schon vielen Dank im Voraus.
Bis bald
Ihre Jana
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